Archiv-Nr. 77Bt45 / Laufzeit: 14 h 37 min
Pharao droht gerne damit, dass er auf die knallharte Realität dieser materiellen Welt verweist. Die Inder bezeichnen diese Realität schon sehr lange als Maya, die illusorische Welt. Albert Einstein sagte einst: »Realität ist eine Illusion, allerdings eine sehr hartnäckige.« Friedrich Weinreb nähert sich dem Realitätsbegriff vom Alten Wissen her und stellt fest, dass gerade die Illusion von Raum und Zeit, der Schleier oder wie man es auch nennen will, das sinngebende Gegenüber zur jenseitigen Welt ist. Und so wundert es nicht, dass die Begriffe für »Finden« und »Realität« im Hebräischen den gleichen Stamm haben. Das dt. »Finden« meint ursprünglich »auf etwas treten« – dazu muss ein Weg gegangen werden. Hinter unserer Wahrnehmung steckt weitaus mehr als wir ahnen können. Die menschliche Ursachenforschung wird zwangsläufig immer auf Grenzen stoßen, weil die Wirklichkeit hinter unserer Realität nicht begreifbar ist. Die Suche nach dem Urgrund von allem ist in jedem Menschen angelegt. Es ist unsere Sehn-Suche nach dem Ewigen in uns selbst, die uns den Weg zu unserer wirklichen Heimat zeigen möchte. Ein dafür in diesem Vortrag verwendetes Bild ist die Braut und der Bräutigam, wie sie im Hohelied beschrieben werden. »Liebe ist stark wie der Tod« (Hl. 8,6), drückt die Kraft aus, mit der sich Liebende anziehen. Die Basis echter Liebe ist ein Gefühl tiefster Verbundenheit über alle Grenzen hinweg. »Wer sich nach Liebe sehnt, sehnt sich nach Gott« (Weinreb). Dieser Satz bildet vielleicht die Essenz, denn im Erleben dessen, was unsere innere Realität ist, entsteht eine große Dankbarkeit für das Wunder der äußeren Realität, die man nach dem Hören dieses Vortrages vielleicht mit ganz anderen Augen sieht.
- Was ist wahr? Wer nicht über die Wahrnehmung hinaus geht, kann das Wirkliche nicht erkennen. Glauben bedeutet, die Suche nach Beweisen aufzugeben. Des Menschen Flucht vor seinem Ich. Das Diesseits ist sehr wichtig. Echte Gespräche sind nur möglich, wenn sich die Partner darüber im Klaren sind, was wirklich ist. Der Weg des Europäers in der Bewegung und im Tun gegenüber dem Weg des Asiaten, dem das Stille und Meditative vertraut ist.
- Wohin zielen unsere Fragen? Die Art der Fragen offenbart den Menschen. Des Menschen Sein ist immer im Zwischen. Eindeutigkeit macht blind für die Wirklichkeit. Zwei Worte für »Wirklichkeit« im Hebräischen (meziuth, von finden und mamesch, von betasten). Was wollen wir im Leben finden? Die Freude beim Finden. Wer nicht (mehr) auf der Suche nach seinem Selbst ist, hat sich selbst getötet. Dann geht der Mensch nach außen und sucht dort; findet aber nichts mehr. Der Weg des Brotes. Die Suche nach dem Sinn. Die Vielschichtigkeit des Menschen. Ein Traum kann uns wecken. Lügenpropheten projizieren immer nach außen. Die Wirklichkeit der Bibel. Das Wort und die Wirklichkeit.
- Überraschungen auf dem Lebensweg. Auszug (aus Ägypten) und das Finden von Neuem. Wirklich ist nur, was in Bewegung ist. Das Ich schreit in uns und bringt die äußerliche Wirklichkeit hervor. Das Erkennen des Unsichtbaren durch das eigene Erleben. Der Strom des Blutes in uns. Das zerbrochene Gefäß schüttet seinen Inhalt aus: Raum und Zeit entstehen. Die Scherben suchen sich. Das Nichts möchte sich im Erscheinenden zeigen. Wer die Zeit totschlägt, lehnt das größte Geschenk ab. Die Wirklichkeit der Quelle in uns.
- Das Ich fühlt sich in der Wohlstandsgesellschaft verwaist und unverstanden. Sünde und Schuld in der Verbindung zu Ursache und Wirkung. Was bedeutet das Böse? Die Erkenntnis kommt durch das Gehen des eigenen Weges. Das Tasten des Thomas. Die Zahl »6«.
- Liebe entzieht sich allem Messbaren. Liebe und »der Stein«. In der Hingabe entsteht Konkretes. Noah erhält die Maße des Wortes. Der Sinn des Weges kann erst in der Rückkehr erkannt werden. Die Bedeutung des Marmors. Die Säulen aus Marmor.
- Wachstum und Fließen. Die vier Namen der Flüsse im Paradies entsprechen vier Arten des Fließens. Pischon, Flachs, Leinen, die Kleidung des Priesters. Die vier Elemente und unsere Sinne. Die vier Exile (Babel, Medien und Persien, Jawan, Edom), die aus Ägypten hervorgehen, zeigen vier Arten der Auseinandersetzung mit dem Leben in uns selbst.
- Nichts in der Welt ist fest. Alles ist im Fluss. Nur der Weg ist wahr. 10x geprüft, 10x versagt – Gott lächelt und richtet wieder auf. Es geht weiter. Die Getöteten in der Wüste: Was uns am Weg hindert, wird weggenommen.
- Der Mensch hat ein Recht auf Protest. Nur in der Geduld kommen uns die Antworten, die uns erfüllen. Das Diesseitige kann keine wirklichen Antworten geben. Diesseitige Antworten provozieren eine Flut weiterer Fragen. Das Geschehen der Akeda (Abraham, Isaak und dessen Erblindung). Die List Rebeccas beim Segen. Die 17 als Abschluss einer Phase (mit Beispielen aus der Bibel). Isaak erschreckt als Esau kommt. Der Antwort geht eine Veränderung bei uns selbst voraus.
- Der stoßende Ochse: Unfälle und Unglücke in unserem Leben. Der erscheinende Mensch aus Staub, hebr. aphar, 70-80-200 (350), mit dem Wert der 3½ ist nur eine Seite. Staub und Asche im Hebräischen. Die Asche der Kuh. Die Wirklichkeit des Todes. Grenze und Tod sind identisch.
- Wahrheit kann nur im Erleben erkannt werden, nicht in der Theorie. Gleichnisse beschreiben, was in unserem Unbewussten herrscht. Erzählung von der roten Kuh. Jeder, der mit der Asche dieser Kuh in Verbindung kommt, wird unrein – Paradox. Das Auf-sich-Nehmen der Sünde. Frucht kommt erst am Ende des Weges.
Alles Erscheinende hat seine Wurzel im Verborgenen. Die wirklichen Ursachen sind hier nicht einsehbar. - Die rote Kuh aus 4. Mose als persönliches Erleben: Frucht erwächst aus dem persönlichen »Ausbrennen«. Neuer Lebensmut entsteht im Durchbrechen der Zeit. Gott kann nicht über andere, sondern nur bei sich selbst erlebt werden.
- Freude ist Ausdruck eines (ge-)rein(igt)en Menschen. Grenzen üben Druck aus, machen unrein. Wer die Entsprechungen im Außen sucht, hat den Weg bei sich selbst verloren. 1. Mose 6: “Die Menschen wollen sich nicht mehr strafen lassen…” »Söhne der Götter« und »Gefallene Engel«. Im Stoßen des Menschen an Grenzen eröffnen sich neue Möglichkeiten – die »Söhne der Götter« gehen zu den »Töchtern Adams« ein. Irdisch Gewaltiges entsteht. Die Arche verbindet die Welten.
- Die Riesen erringen niemals einen Sieg. Sentimentalität als Indikator für Heuchelei. Das Erlebnis der Errettung durch das Wort im Bilde der Arche Noah. Der Verzicht auf den Gottesbeweis eröffnet den Zugang zu Gnade und Barmherzigkeit. Die Sintflut als Geschenk. Nach der Sintflut verringert sich die Macht des Wortes. Beim Turmbau zu Babel erfolgt ein weiterer Bruch. Am Ende bleiben dem Menschen nur noch 1/8 für das diesseitige und 7/8 für das jenseitige Erleben. Die 7 Tage im Schleier. Der 8. Tag bringt den Durchbruch, die Erlösung.
- Der 8. Tag kann nur in einer gefühlten Beziehung erlebt werden, niemals als Denkkonstrukt. Die Vernunft ist wie ein Sieb, das Dinge festhält, um sie erlebbar zu machen. Ekstase hat nichts mit Schüttelkrämpfen oder Ausflippen zu tun. Wer sich nach Liebe sehnt, sehnt sich nach Gott. Grund zur Freude.
- Wo ist die Quelle der Liebe? Liebe kann nicht in Worte gefasst werden. Der heutige Mensch kennt das Wort nur noch von außen. Die Sodom-Mentalität in uns: die Tür wird nicht einmal mehr gesehen. »Erwecke die Liebe nicht, bis es ihr selbst gefällt.« Rede nicht von Gott, wenn du ihn nicht bei dir selbst erlebst. Erleben kannst du ihn nur in der Liebe, die sich vollständig der Vernunft entzieht. Die Materie möchte durch die Begegnung mit dem Menschen erlöst werden. So wie es ist, ist es gut! Das Wort Liebe im Hebräischen und sein Aufbau (ahawah). Der Mensch möchte beschenkt werden. Gedanken werden Wirklichkeit. Vom Schuhmacher, der im Nähen die Welten miteinander verbindet. Liebe kann nicht zerstückelt werden.
- Geschichte von den beiden Brüdern, die sich gegenseitig heimlich beschenken. Wahre Liebe ist still und HEIMlich. Dort wohnt Gott. Dort ist die Quelle der Kraft. Der Geber soll sich beim Beschenkten dafür, dass er geben darf, bedanken – nicht umgekehrt; das wäre ein Geschäft.
Vom Gebet (ausführlich). Gebet und Liebe sind untrennbar. Das konstruierte Gebet bleibt äußerlich. Konzentration verhindert echtes Beten. Chassidismus als Erlebnis in jedem Menschen. Geschichte vom Baal Schem und seinen Schülern, über die sich der Satan freut. Die Macht des Einzelnen. Erzwinge nichts! Echte Gemeinschaften kennen keine Dogmen und Statuten. Von Menschen, deren Verborgenes lebendig ist, geht Kraft aus. Vertrauen verbindet mit der Kraft des Innern. Der Mensch soll seine Stimmung bei sich selbst zulassen, nicht unterdrücken. In der Stimmung kommt viel mehr mit, als gesagt werden könnte. Die Liebe sucht einen Weg, sich konkret zu zeigen. Die Welt entsteht jeden Augenblick neu. Das gezielte Gebet ist Götzendienst. - Unsere innerste Quelle ist nur über Vertrauen und Sehnsucht zugänglich. Das Meer spaltet sich erst, wenn der Mensch bis zur Nase eintaucht. Die Angst im Tod. Liebe liebt die Überraschung. Zum Korban (Opfer) eignen sich nur Tiere, die kein Joch getragen haben. Mit Zwang kommt niemand Gott näher. Der Weg zu Gott besteht immer aus Harmonie und Freude. Der erste Vorhof im Tempel mit dem Gericht: Im Äußeren muss es stimmen, eher kommst du nicht weiter! Erst danach näherst du dich dem Sinn des Ganzen. Die Hauptgebete im Judentum werden so leise gesprochen, dass sie nicht hörbar sind. Das eine Achtel äußerlich als Weibliches gegenüber den sieben Achteln, die als männlich gesehen werden, gegenüber. Es wird einst Einswerden, doch die Zeit unseres irdischen Aufenthaltes kommt über die Verlobung nicht hinaus.
- Ungeduld bringt dich unter Zwang. Die Geschehnisse in der Welt entstehen durch die Gesinnung der Menschen. Zwang und Freiheit bei uns selbst sind entscheidend für das gesamte Weltgeschehen. Gesalbter heißt: Inneres und Äußeres sind identisch. Was ist Mystik? Jedes Wort hat verborgene Seiten. Nur im Innern ist die Ehe mit dem Himmel möglich.
- »Die Geister, die in der Luft herrschen«. Schwierige Aufgaben und Lebensabschnitte als Möglichkeit zu wachsen, statt zu resignieren. Die Wichtigkeit des Diesseitigen, besprochen anhand der Geschichte des Mondes, der sich von der Sonne unterscheiden möchte. Raum und Zeit in der Verbindung zum Mond. Die Zeit wartet auf uns – nicht umgekehrt. Was uns begegnet, hat auf uns gewartet. Seufzen geht der Erlösung voraus. Nur der Körper ermöglicht uns das Hiersein.
- Jeder Mensch trägt alles, was er zur Erlösung braucht, bereits in sich. Nur im jetzigen Moment ist die Erlösung zugänglich. Schweifst du in Gedanken in die Vergangenheit ab, bist du nicht mehr bei dir selbst. Im Urteilen nach der eigenen Wahrnehmung versklavst du dein Inneres, legst es in Ketten. Über das Innere fällt uns das Äußere zu, erkennen wir den Sinn in allem. Versuchen wir über das Äußere das Innere zu erreichen, entzieht sich dieses. Was ist awoda sara (Götzendienst)? Braut und Bräutigam im Bild von Innen und Außen.
Gibt es heilige Orte? Gottes Name »makom«. Die Verunreinigung eines Ortes durch einen Menschen. Der Wechsel des Ortes ändert dein Schicksal. Nimm nicht alles hin! Protestiere Gott gegenüber! Erkenne die Verantwortung deines Lebens für die Welt! Gleichgültigkeit verhindert Antworten. Der Erlöser wird nicht von allen erkannt. Warum nicht? Die 144000 als Überrest in uns selbst, der nicht untergehen kann. Die mystische Ehe zwischen Gott und dem Menschen. Israel ist diesseits und jenseits des Jordans. Gott wollte, dass du so bist, wie du bist! Wir sind keiner chaotischen Willkür ausgeliefert. Freue dich über dich selbst. Ohne den Schleier, die sogenannte Illusion von Raum und Zeit (auch: Maya) wäre die andere Seite sinnlos und würde untergehen.