Archiv-Nr. 83Hr75 / Laufzeit: 7h 21min
Der Kranke wird oft gefragt: Was fehlt dir? Hieran knüpft Friedrich Weinreb die Fragen: Was fehlt uns zu unserer Vollständigkeit? Ist Krankheit eine Abwesenheit von etwas, das zu uns gehört?
Wir kommen alle aus einer heilen Welt. Im Innersten wissen wir von diesem Zustand der permanenten Verbundenheit mit dem Sein, welches alles trägt. Die Menschen suchen nun bewusst oder unbewusst auf verschiedenste Art dieses Heil-Sein zu erreichen. Wer das Vertrauen in das Leben – und damit in seinen Ursprung – verliert, will wissen. Das Verlangen nach Wissen, nach Lösungen, die auf dem Weg der Erklärungen versprochen werden, zeigt die Abwendung vom Baum des Lebens, der doch die Quelle des Heils ist.
Unser Verhalten zeigt, welcher Art unsere Sehnsucht ist. Unser Sprechen offenbart, wer wir sind. Sprechen wir aus der Quelle heraus oder konstruieren wir geschult und vernünftig den Inhalt unserer Rede? Das wäre eine Wortarchitektur, die mitunter beeindruckende Sprachgebäude baut – Rhetorik genannt – jedoch: Dieses Haus ist kalt, bietet keine Grundlage für das Leben. Es ist nicht das Haus Gottes. Dieses “baute sich”, wie es bei Salomo heißt.
Das Baumaterial wird von Menschen herbeigebracht, doch so, “dass man kein Hammer noch Beil noch irgendein eisernes Werkzeug im Bauen hörte” (1. Könige 6,7). Alle unsere Erlebnisse tragen wir als Material für das beth ha-mikdasch (Haus, welches heilig ist) zusammen. Was wir zuweilen als Last empfinden, sind die Baustoffe, die notwendig sind, um das Haus zu bauen, in welchem Gott wohnt. Wie dieses Joch sanft und diese Last leicht wird, ist Inhalt dieses Vortrages, der keine Kenntnisse aus Weinrebs Werken voraussetzt.